Am 14. Juni fahren die Militärradfahrer letztmals
- nandoerne
- 13. Mai
- 3 Min. Lesezeit

Nun ist es so weit: Am Samstag, den 14. Juni, findet im Rahmen der Radsporttage letztmals ein Militärradrennen statt.
Dass das seit 1971 ausgetragene Militärradrennen letztmals staatfindet, hat auch viel damit zu tun, dass es die Truppengattung Militärradfahrer in der Schweizer Armee seit Jahrzehnten nicht mehr gibt.
Mit den Militärradfahrern ist es wie mit der Kavallerie: In einer modernen Armee braucht es sie nicht mehr. Die Militärradfahrer kommen zwar lautlos daher. Aber seit die Radfahrerrekrutenschulen in Frauenfeld und in Romont nicht mehr existieren, fehlt für die Militärradrennen ganz einfach der Nachwuchs. Früher wollte jeder aktive Radsportler auch ein Militärradfahrer sein. In der Siegerliste des Gippinger Militärradrennens findet man denn auch etliche Namen, die auch in den «zivilen» Rennen brillierten. Aber mit der Abschaffung der Militärradfahrer als Truppengattung ging es in den letzten Jahren auch beim Militärradrennen bergab. Das Ganze konnte im Rahmen der Radsporttage nur noch am Leben erhalten werden, indem Abverdienende aller Truppengattungen auch mitfuhren. Nur so gab es Teilnehmerfelder, welche die Bezeichnung «Radrennen » zuliessen. Die einstigen Militärradfahrer waren zwar meistens schneller und konnten immer wieder die Sieger stellen. Da diese altgedienten Militärradfahrer auch nur älter werden, wäre das Militärradrennen eines Tages wortwörtlich gestorben. Bevor dem so wäre, wird die Reissleine gezogen: Das Militärradrennen im Rahmen der Radsporttage findet am 14. Juni letztmals statt.

Viele Geschichten, auch um Bundesräte
Das ist sicherlich zu bedauern. Denn das 1971 erstmals ausgetragene Militärradrennen sorgte innerhalb der Radsporttage immer wieder für die schönsten Geschichten. In den Anfängen war es der in Brugg aufgewachsene, vor Jahresfrist verstorbene Divisionär Paul Müller, der die Militärradfahrer auf Trab hielt. Mit Daniel Markwalder ist ein Mann mit sechs Siegen der Rekordhalter, der in einer Fernsehsendung «Wetten, dass ...?» den damaligen Spitzenprofi Erich Zabel in einem Rollenrennen hinter sich liess. Eine schöne Geschichte, wenn nicht sogar ein Höhepunkt im Militärradrennen ergab sich im Jahre 2013. Da fuhr nämlich Radfahrer Ulrich Maurer aus Wernetshausen bei Uster im Tross mit. Dass sich hinter diesem «Radfahrer Ulrich Maurer» niemand anders verbarg als der damalige Bundespräsident, erfuhren die Gippinger erst am Vortag des Militärradrennens. Maurer fuhr das Rennen auf dem 33. Rang zu Ende. 2013 wurde das 50-jährige Bestehen der Radsporttage gefeiert. Die Aargauer Bundesrätin Doris Leuthard hielt dazu die Festansprache. Und dass sich Ueli Maurer sozusagen «inkognito » noch unter die Militärradfahrer mischte, führte dazu, dass im Jubiläumsjahr «50 Jahre Radsporttage» gleich zwei Mitglieder der Landesregierung in Gippingen waren.

Das Militärradrennen schien die Bundesräte anzuziehen. Als «Verteidigungsminister » war nämlich schon im Jahre 1974 der damalige Bundesrat Rudolf Gnägi ans Militärradrennen gekommen. Damals bestand dieses noch aus einem dreiteiligen Wettkampf: Es musste nicht nur Rad gefahren werden, sondern auch das Schiessen und das Werfen einer Übungshandgranate gehörten dazu. Also sozusagen ein militärischer Triathlon. Gnägi war der erste bundesrätliche Teilnehmer an den Radsporttagen. Allerdings beschränkte sich der damalige Verteidigungsminister auf das Werfen einer Handgranate. Radfahrer Ueli Maurer musste sich dann 40 Jahre später nur noch aufs Ordonnanzrad schwingen und etliche Kilometer abstrampeln. Handgranatenwerfen und -schiessen waren schon zuvor aus dem Programm des Militärradrennens gestrichen worden. Und nun findet auch das Militärradrennen am 14. Juni zum letzten Mal statt. Freitag, der 13. Juni, hätte der Beerdigung des Militärradrennens besser angestanden. Aber dann stehen an den Radsporttagen die Profis im Einsatz. Und diese sollen, auch wenn sie dieses Jahr an einem Freitag, dem 13., ihre Runden drehen, bei den Radsporttagen noch lange starten können. Vielleicht macht ja auch den Profis einmal ein Mitglied der Landesregierung die Aufwartung, selbst wenn es im Profi-Feld nicht aktiv mitmachen kann. Das war etwas, was es nur am Militärradrennen gab. Und das wird den Radsporttagen sicherlich fehlen.
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